2016-02-11

#rpTEN-Speakerin Eleanor Saitta: Künstlerin, Hackerin, Barbarin

Sich selbst beschreibt Eleanor Saitta als eine Barbarin. Dabei geht es der Security-Expertin darum, komplexe Systeme zu verstehen, sie neu zu denken oder sie zumindest besser scheitern zu lassen.

Eleanor Saitta schreibt normalerweise über Sicherheitsfragen. Doch in ihrem neuesten Artikel widmet sie sich "Infrastructural Games and Societal Play". Die Ingenieurin verlässt damit jedoch nicht ihre Pfade. Vielmehr sind die Überlegungen eng daran gebunden, wie Eleanor über Sicherheit denkt. Ihrer Meinung nach sollten wir Games so gestalten, dass sie als Diagnose- und Lernwerkzeuge dienen können. Soziotechnologische Entwicklungen sind in ihrer Vision der Schlüssel, um gemeinsam jene soziale Umgebung inszenieren zu können, in der wir leben wollen.

Prognosen anzustellen liegt Saitta nicht fern, unter anderem die Security-Expertin im Beirat des International Modern Media Institute (IMMI). In dieser Funktion wertet sie politische Statements und Dokumente aus, arbeitet dabei sowohl für eigene Projekte als auch kollaborativ und berät in Öffentlichkeits- und Pressefragen und Finanzierung.

Eleanors Forschungsinteresse gilt also der Durchdringung aller Lebenswelten mit digitalen Technologien. Sie setzt sich dabei mit den Auswirkungen von Medientechnologien auf die Gesellschaft einerseits und auf den modernen Kapitalismus andererseits auseinander. Dabei bewertete sie beispielsweise Überwachungstechnologien in der Vergangenheit nicht durchweg als Bedrohung, vielmehr als eine Luxusangelegenheit für die persönliche Absicherung. "Es gibt da immer diesen engen Zusammenhang mit dem sozialen Status. Die Nutznießer von Überwachung sind vermögender, besser verknüpft, haben dafür bezahlt. Selbst bei Überwachung im öffentlichen Raum, die normalerweise Kriminalität verhindern soll, sind die Leute, die davon profitieren, unverhältnismäßig gut situiert", sagte sie im Interview mit Spreeblick bereits 2010.

Was sie damals benannte, dreht sie in ihren aktuellen Veröffentlichungen weiter. Waren es dazumal die sozialen Aspekte von Überwachung, sind es nun die sozialen Aspekte von geteilter Wissensgenerierung und Informationsverteilung. In einem Talk auf dem Creative Time Summit 2015 denkt sie über Orte nach, an denen Wissen kollektiv erfahren werden kann. Mann könnte eine Huldigung des Internets als unendliche Informationsverfügbarkeitsmaschine erwarten, doch Eleanor stellt gleich klar, dass online oder nicht-online keine Rolle (mehr) spielen. Dennoch hätten die Schlagworte "Gemeinschaft", "Wissen" und "Teilen" ihre Wurzeln im Netz. Und so stellt sich die Frage, ob die Vision vom kollektivem Lernen etwas ist, das mit Technikideologien fest verwoben ist.

Inwiefern virtuelle Methoden Online-Leitmotive und -Modelle für das Lernen offline liefern, wird bei Eleanors Talk auf der re:publica 2016 eine brennendes Thema sein.

@Dymaxion

Bildernachweis: Eleanor Saitta