2016-02-25

Live-Comics auf der re:publica

Tweets, Instagram und Facebook posts sind wohl die üblichsten Tools, um die re:publica zu dokumentieren. Es geht aber auch ganz anders: Seit den letzten drei Jahren hat eine Künstlergruppe die Atmosphäre mit originellen durch ein kreatives Medium erfasst – Live-Comics.

Jeff Chi, Tim Gaedke und Johannes Kretzschmar sind drei Webcomic-Künstler. 2014 waren zufälligerweise alle drei auf der re:publica 14 und, wie Kretzschmar meinte, so bald sich so eine Gruppe Künstler in einem Raum befand, war eine Online-Illustration mit den Ergebnissen unausweichlich. Die Werke wurden wärend der gesamten Konferenz von der Gruppe per Twitter geteilt. Wir waren so entzückt von dieser Idee, dass wir sie im letzten Jahr einluden. Dort zeichneten sie unter anderem das spannende “re:publica bingo” für TeilnehmerInnen zum Mitmachen, visualisierten ihre Eindrücke der Keynote Speech von Neftlix CEO Reed Hastings und dokumentiereten ihre Suche nach dem “heiligen Gral” aller Tech-Konferenzen: die unbenutzte Steckdosenleiste!

Das Trio wird wieder diesen Mai dabeisein. Wir wollten nun von ihnen wissen, wie alles angefangen hat und was sie für die #rpTEN planen:

Illustrationen auf der re:publica – wie fing alles an?

Tim: Ich wollte auf die re:publica, hatte aber kein Ticket. Also habe ich auf Twitter gefragt, ob mir nicht irgendwer ein Ticket spendiert, wenn ich dafür meinen Aufenthalt in kleinen Comics zeichne. Niemand meldete sich und ich began, stattdessen das Event von meiner Couch aus zu dokumentieren. Nach drei oder vier Strips meldete sich Microsoft bei mir: Ich stünde auf der Gästeliste und solle doch bitte auf der #rp weiterzeichnen. Gesagt, getan.

Jojo: Das mit dem Live-Zeichnen war einfach so eine Singularität, als 2014 mit der Spontaneinladung für Tim und Jeff plötzlich der Ereignishorizont überschritten war. Sobald sich mindestens drei Webcomic-Zeichner zu nahe im Raum-Zeit-Kontinuum befinden, wird direkt ins Internet gezeichnet. Muss man wissen!

[caption]Categorizing re:publica visitors[/caption] Welche Aspekte versucht ihr festzuhalten? Warum unbedingt “Live-Drawing” bei der Konference anstatt Live-Tweeting, zum Beispiel?

Jeff: Zumeinen heben wir uns mit Zeichnungen ab von den üblichen Tweets eine Online-Illustration. Die Aspekte, die wir festhalten, unterscheiden sichzwischen uns drei, da wir alle in unterschiedlichen Weisen in der IT- und Netzszene involviert sind.Ich bin ein Webdesigner, nehme regelmäsig anKonferenzen teil und konzentriere mich mehr auf die kreative Seite. Ich interesiere mich für das, “was diese ganzen ulkigen und liebenswürdigen Menschen anregt und was die meisten Außenseiter nie richtig verstehen werden”.

Tim:Ich versuche, mit meinen Comics die verschiedenen Menschen und Begebenheiten einzufangen, die sich ergeben, wenn viele Nerds auf engem Raum versammelt sind. Und warum Zeichnen? Ich bin mit dem Stift besser als mit der Tastatur. Viele Situationen sind als Bild einfach lustiger als in 140 Zeichen.

Jojo: Wir bewegen uns narrativ und humortechnisch dort, wo kein Tweet, Instagram-Pic oder Snapchat-Snap (nennt man das so?) mehr hinkommt.

Was waren eure Highlights auf der re:publica?

Jeff: Highlights für mich sind immer die kleinen Details, die man nur dann wahrnimmt, wenn man sich im langsamen Tempo über das Festival begibt. Letztes Jahr entdeckten wir einen kleinen Wohnwagen im Makerspace und entschieden uns, aus dessen Fenster ein paar Comics zu verkaufen. Als die tollen Leute, die den Wagen gebaut hatten, uns da sahen, sagten sie uns, dass das Projekt für alle offen war. Lustigerweise hatten wir das auch schon ohne Erklärung gemacht. Das hat die Stimmung des Makerspace – wir nannten ihn den “Macher-Geist” – auf den Punkt gebracht.

Tim: Wenn man auf Menschen trifft, die genau so denken wie man selbst: MacherInnen, Kreative, KünstlerInnen aller Sparten. Freibier. Und wenn man ein Aufnahmegerät braucht, auf Twitter danach fragt, direkt jemand eins bereitstellt und die Übergabe dann am Affenfelsen stattfindet.

Jojo: Mein Highlight letztes Jahr war ganz klar das Sweetup – aus Ingwer-Lakritz-Gründen. 

Comics Credit: Tim Gaedke und Johannes Kretzschmar